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Eine kurzer, geschichtlicher Streifzug zur Pfarrkirche St. Salvator:

 Am 17. April 1381 liegt in einem alten, armseligen Haus im heutigen Salvatorgässchen ein Mann krank darnieder. Als ihm ein Priester in Anwesenheit von zahlreichen Gläubigen die Kommunion reichen will, gibt der Fußboden nach, und alle stürzen in den Keller. Dabei gehen auch einige konsekrierte Hostien verloren. Bei einer Suchaktion werden alle Hostien gefunden, bis auf eine. Um diese vor einer Verunehrung zu schützen, zündet man das Haus an. In der Asche findet man die verlorene Hostie unversehrt. An der Stelle, an der sich dieses Hostienwunder ereignet, errichtet man eine Kapelle zu Ehren „Corporis Christi“.

Die Salvatorkirche verdankt ihre Entstehung also der tiefen Eucharistieverehrung und Wundergläubigkeit des Spätmittelalters. Gebetserhörungen und Wunderheilungen erhöhen den Andrang von Wallfahrern, so dass die Kapelle bald zu klein wird. Der Rat der Stadt beschließt, an der Gnadenstätte eine Wallfahrtskirche mit Kloster zu bauen. Zur Betreuung der Wallfahrt wird der Bettelorden der Karmeliter ausgewählt. Am 19.11.1422, also vor 600 Jahren, wird die Klosterkirche zu Ehren des Weltheilandes Jesus Christus eingeweiht.

Durch die Tätigkeit der Karmelitermönche entwickelt sich die Salvatorkirche zu einem bekannten Wallfahrtsort.
Am 31.10.1517 veröffentlicht Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen, die sich in Windeseile verbreiten. Die Nördlinger Karmelitermönche stehen der Reformation besonders aufgeschlossen gegenüber. In der Salvatorkirche wird nun evangelisch gepredigt. Es ist eine verworrene Zeit, die die Menschen nach Luthers Thesenveröffentlichung auch in der Stadt Nördlingen erleben. Das Karmeliterkloster löst sich auf, da die Mönche das Kloster verlassen. 1562 tritt der letzte Prior des Konvents das Kloster an die Stadt Nördlingen ab und erhält im Gegenzug das Amt eines Kirchendieners in St. Georg.

In den Kriegen zwischen 1792 bis 1813 sind Soldaten im Karmeliterkloster einquartiert. Die Herrgottskirche wird als Pulver- und Heumagazin und als Lazarett genutzt. Klostergebäude und Kirche werden in dieser Zeit so zu Grunde gerichtet, dass sie nicht mehr bewohnbar sind und kein Gottesdienst gehalten werden kann. In einem kalten Winter wird alles Brennbare von den kranken, frierenden Soldaten zerhackt und verheizt.

Am 1. September 1802 verliert Nördlingen seine Reichsfreiheit und wird bayerisch. Das Bayerische Religionsedikt vom 10. Januar 1803, auch „Toleranzedikt“ genannt, gewährt freie Religionsausübung und ist die Voraussetzung für die Gründung der katholischen Pfarrei St. Salvator. Ab 1803 wächst eine katholische Gemeinde heran, die allerdings keinen eigenen Gottesdienstraum hat. 1824 genehmigt König Max I. Joseph ein Sonderopfer für die Erbauung einer katholischen Kirche in Nördlingen.

König Ludwig I. setzt im Oktober 1825 die Überlassung der Karmeliterkirche durch; der Magistrat und die evangelische Geistlichkeit stimmen zu, dass die verwahrloste, nicht benutzbare Herrgottskirche der in Gründung befindlichen katholischen Gemeinde überlassen wird. 1827 beginnt die grundlegende Sanierung der Salvatorkirche. Die unsichere Statik zwingt zum Einbau von Bündelpfeilern und Spitzbogenarkaden, so dass der Kirchenraum dreischiffig wird.

Im gleichen Jahr erwirbt die Pfarrgemeinde im Kunsthandel den Altarschrein des heutigen Hochaltars. Umfassende Restaurierungsmaßnahmen werden 1827, 1868, 1954 und 1969 durchgeführt. Wegen der Zunahme der Zahl der Katholiken im Wemdinger Viertel wird 1964 die selbstständige Pfarrei St. Josef mit Kirche, Pfarrzentrum und Kindergarten begründet. 1982 wird das Pfarrzentrum St. Salvator eingeweiht. Damit kann der Bedarf an unterschiedlichen Versammlungsräumen abgedeckt werden. Bei der letzten Generalsanierung 2000-2012 konnten neben den Standardmaßnahmen künstlerische Besonderheiten wie die drei farbigen Chorfenster von Prof. Schreiter sowie die Neugestaltung des Altarraums durch Prof. Ackermann realisiert werden.

Im Januar 2010 wird die Katholische Pfarreiengemeinschaft Nördlingen gegründet. Seit 1834 waren 15 Stadtpfarrer, unterstützt von zahlreichen Kaplänen, in unserer Pfarrei verdienstvoll tätig.

Hermann und Irmgard Moser

Quelle: Hönle, Xaver: Zur Geschichte der Pfarrkirche und Pfarrgemeinde St. Salvator Nördlingen, Verlag Schnell und Steiner GmbH, 2019

Dauerausstellung zur Geschichte der Pfarrkirche St. Salvator

Im Vorzeichen der Pfarrkirche finden Sie ein Jahr lang einen detailreichen Auszug zur Geschichte der Pfarrkirche. Anlässlich des Jubiläums der Pfarrkirche “600 Jahre St. Salvator” hat Hermann Moser in Zusammenarbeit mit Xaver Hönle und Irmgard Moser diese mit vielen Abbildungen reichen Schaubilder zusammengestellt. Die Ausstellung kann täglich während der Öffnung der Kirche St. Salvator besucht werden.

Weitere ausführliche Informationen und alles rund um die Geschichte der Pfarrkirche und Pfarrgemeinde St. Salvator Nördlingen finden Sie in der Chronik zusammengestellt und bearbeitet von Xaver Hönle.

Weitere Informationen zum Erwerb im Vorzeichen der Pfarrkirche oder im Pfarrbüro.

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